Wissenschaftliche Berichte:
H. Molla-Djafari, G. Rabitsch, G. Neubauer, W. Giczi, S. Cecil, J. Gonter, K. Lamedschwandner:
"Belastung von Schweißern durch elektromagnetische Felder am Arbeitsplatz";
Bericht für Allgemeine Unfallversicherungsanstalt - AUVA;
Berichts-Nr. 46,
2008;
416 S.
Kurzfassung deutsch:
Ziel dieses Projektes ist es, an im Hinblick auf die Exposition relevanten
Schweißarbeitsplätzen in Österreich die Exposition mit geeigneten Messmethoden
zu erheben sowie die induzierten Stromdichten im Körper beim Schweißen zu
berechnen und zu beurteilen. Es wurden die Schweißverfahren MIG bzw. MAG, WIG
sowie das Punktschweißen auf Basis der Einsatzhäufigkeit in Österreich und der
Höhe der zu erwartenden Exposition ausgewählt.
Zur Expositionsbeurteilung wurden nach einer Evaluierung der verfügbaren
Dokumente folgende Richtlinien und Normen herangezogen: Die Richtlinie
2004/40/EG der Europäischen Kommission zum Schutz von Arbeitnehmern
gegenüber nachteiligen Wirkungen elektromagnetischer Felder, die Vornorm
ÖVE/ÖNORM E8850 und die CENELEC Normentwürfe prEN 50444, prEN 50445
sowie prEN 50505.
Da die in der wissenschaftlichen Literatur beschriebenen Verfahren zur
Expositionsbestimmung sich als weitgehend ungeeignet für fundierte
Schlussfolgerungen herausstellten, wurde im Rahmen des Projektes ein geeignetes
System zur Expositionserfassung entwickelt.
Bei den derzeit verwendeten Schweißtechnologien kann die Exposition des
Schweißers gegenüber elektrischen Feldern vernachlässigt werden, das Messsystem
wurde daher nur für die Erfassung der magnetischen Flussdichte im für die
ausgewählten Schweißverfahren relevanten Frequenzbereich von 0 bis 400 kHz
konzipiert.
Mit dem neu entwickelten Messsystem können komplexe, nichtsinusförmige
Magnetfelder, wie sie beim Schweißen häufig vorkommen, frequenzselektiv und
unter Berücksichtigung der Phasenlage der einzelnen Spektralkomponenten beurteilt
werden.
Im Rahmen von drei Testmessungen zeigte sich, dass die Referenzwerte der
magnetischen Flussdichte oftmals überschritten wurden, punktuell nahe der Kabel
wurden bis zu 20-fache lokale Überschreitungen der Referenzwerte beobachtet. In
diesen drei Szenarien wurde durch Simulation die Stromdichte im menschlichen
Körper bestimmt. Es zeigte sich dabei, dass trotz einer erheblichen Überschreitung
der Referenzwerte die Basisgrenzwerte nicht überschritten wurden. Die Stromdichte
im Zentralnervensystem erreicht im ungünstigsten Fall 26 % des Basisgrenzwertes.
Die Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass eine bedeutsame Überschreitung der
Referenzwerte nicht unbedingt mit einer Nichterfüllung der Schutzziele
gleichzusetzen ist.
Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse wird empfohlen die Emissionen von
Schweißgeräten entsprechend der wirtschaftlichen Zumutbarkeit und technischen
Machbarkeit möglichst gering zu halten. Bei einer Überschreitung eines
Referenzwertes ist entweder durch technische, organisatorische oder administrative
Maßnahmen eine Reduktion der Exposition auf Werte unterhalb der Referenzwerte
herbeizuführen oder die Einhaltung der Basisgrenzwerte sicherzustellen. Technische
Maßnahmen sind zum Beispiel eine Reduktion des Abstandes zwischen der exponierten Person und der elektromagnetischen Quelle, eine Absenkung oder
Vermeidung der Emission (z.B. durch Reduktion des Schweißstromes, Veränderung
der Anordnung der Schweißkabel) oder die Durchführung von Abschirmmaßnahmen.
Schweißer sind über mögliche Auswirkungen und Gefahren der Exposition zu
unterrichten. Wenn technische Maßnahmen nicht ausreichen, können administrative
Maßnahmen wie Zutrittsbeschränkungen, Einhaltung von Sicherheitsabständen oder
die Verwendung von akustischen oder sichtbaren Warneinrichtungen ergriffen
werden. Die vom Hersteller bereitgestellte Information zur Minimierung der
Exposition ist zu berücksichtigen. Da die wissenschaftlichen Informationen über die
mögliche Gefährdung von Implantatträgern unzureichend für allgemeingültige
Schlussfolgerungen sind, wird die individuelle Evaluierung jedes Arbeitsplatzes
empfohlen.
Schlagworte:
Schweissen, Stromdichte, Grenzwert, Referenzwert, Zentrales Nervensystem, FDTD Simulation, Feldmessung
Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.